rauminhalt_harald bichler
space & content
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Artists Herwig Turk and Gebhard Sengmüller collaborate with scientists and researchers to explore a stretch of the Danube southeast of Vienna, a landscape in a pronounced tension zone.
A cross between an industrial zone, a recreation area, and the ecologically sensitive Donau-Auen National Park, this region has, in recent centuries, been strongly altered by building, river regulation, stabilization, and war; one would be hard-pressed to find more greatly contrasting elements in a landscape of such compact dimensions.
Starting on March 9, 2023, the artists will present the results of the first year of their project, arranged as a multifaceted space of experiences in the rauminhalt_harald bichler gallery in Vienna.
EXHIBITION STATEMENT
As early as 1802, on his second expedition to South America, Alexander von Humboldt noticed the strong impact that human activity had on natural hydrological cycles. This applies all the more to urban agglomerations near rivers, like Vienna. At the same time, the changes caused by diverse interventions can also give rise to a new landscape, which is often difficult to tell apart from natural landscapes.
For the purpose of Turk and Sengmüller’s project, the most interesting section of this area is the stretch of the Danube between the harbor near Albern and the Lobau oil terminal, the lowest point in Vienna. From there, the artists cover an area extending upstream to the Freudenau Hydroelectric Plant and downstream to the Donau-Auen National Park in the Lower Lobau.
Here, the dynamic interaction of industrial zone, recreation area, and the ecologically sensitive Donau-Auen National Park has given rise to a landscape in which one would be hard-pressed to find more greatly contrasting elements in such a small space.
From an ecological perspective, it is hard to define the boundaries of this area, since the groundwater closely connects the water system southeast of Vienna with that of Marchfeld and because vast sections of the city have been built on former Danube floodplains.
With the so-called Great Danube Regulation the relationship between settlement areas and the river were completely reconfigured by 1870. The later construction of the overflow canal and national park led to what could certainly be described as an externally regulated metabolism.
For their investigation the artists could not fall back on a “primordial” landscape because the river and Vienna’s settlement area have been marked by dynamic changes from the start. The river’s “invisible twin,” the groundwater, is also subject to strong fluctuations.
This is the point of departure of their research activity. Based on scientific studies and through artistic methods they produce an analytically complex and critical representation of the landscape. Their media strategies generate a multidimensional, dynamic image of the landscape and weave the interdisciplinary strands into a rich visual narrative. The comprehensive and specialized research findings from many different fields are transformed into a fragile “hyperobject” which visitors are invited to explore by immersing themselves in various perceptual spaces and fields of knowledge.
In this way, the project takes a look not only at the top layers of an ever-changing landscape as it is today, but travels along the temporal axis into the past and, with the help of artistic and scientific methods, into the future as well.
10.3.–22.4.2023
Herwig Turk &
Gebhard Sengmüller
Donau: Schichtwechsel
im Lückenraum
Danube: Settlement Fluctuation in River Regulation
As part of the exhibition series
"Art and Science in Dialogue".
Begleitprogramm / side programme
Donnerstag 16.3.2023, 18:30 Uhr
Stoffwechselstörung in der Au
Die Kommunikation der Wassernetzwerke in der Lobau ist durch menschliche Eingriffe modifiziert und erheblich beeinträchtigt. Speziell unterirdische und dadurch unsichtbare Bereiche zeigen, wie sich Austauschprozesse verändern. Welche Konsequenzen hat das für die Stadt, und welchen Fragestellungen müssen sich Bevölkerung und Politik stellen?
Christian Griebler (Uni Wien, Department für Funktionelle und Evolutionäre Ökologie)
und Sonja Bettel (Wissenschaftsjournalistin,
arbeitet u.a. für Radio Ö1, Der Standard,
und betreibt www.flussreporter.eu) im Gespräch
mit Herwig Turk.
Opening
Thursday, 9.3.2023, 4–8 pm
Donnerstag 30.3.2023, 18:30 Uhr
Dynamische Landschaftsdarstellungen in
Kunst und Wissenschaft
Die Landschaft und ihre Darstellung ist eine Konstante in der bildenden Kunst, aber auch ein wichtiges Thema in vielen Wissenschaftszweigen. Welches Wissen können wir aus historischen Karten, Malereien, Fotografien, Marktstatistiken und anderen Quellen extrahieren? Welche Strategien werden angewendet, um vermeintlich stabile Umgebungen zu erforschen, zu
durchdringen und einzuordnen?
Brigitte Felderer (Universität für angewandte Kunst Wien, Department Social Design), Severin Hohensinner und Stefan Schmutz (BOKU Wien, Institut für Hydrobiologie und Gewässermanagement) im Gespräch mit Herwig Turk.
Mittwoch 19.4.2023, 18:30 Uhr
Nutzungskonflikte am Stadtrand
Die Ausstellung beschäftigt sich mit der Zone zwischen einem Industriegebiet, einem Naherholungsgebiet und dem ökologisch sensiblen Nationalpark Donau-Auen. Siedlungen, Schifffahrtsstraßen, Hafenanlagen, Gewässerschutz und Naturschutz prallen hier aufeinander. Was sind die historischen Entwicklungen, der Status Quo und die Zukunftsoptionen in diesem Gebiet?
Alexander Faltejsek (MA 49 – Forstverwaltung Lobau), Gertrud Haidvogl (BOKU Wien, Institut für Hydrobiologie und Gewässermanagement) und Friedrich Hauer (TU Wien, Institut für Städtebau) im Gespräch mit Herwig Turk.
- German Version -
Die Künstler Herwig Turk und Gebhard Sengmüller erkunden gemeinsam mit Wissenschaftler:innen die Donau südöstlich von Wien, eine Landschaft im Spannungsfeld.
Zwischen einem Industriegebiet, einem Naherholungsgebiet und dem ökologisch sensiblen Nationalpark Donau-Auen gelegen, wurde diese Region durch Einbauten, Regulierungen, Befestigungen und Kriegs-handlungen in den letzten Jahrhunderten stark überformt; eine Landschaft könnte keine größeren Gegensätze auf kleinstem Raum beinhalten.
Ab 9. März 2023 zeigen die Künstler in der Galerie rauminhalt_harald bichler in Wien im Rahmen der Ausstellungsreihe „Kunst und Wissenschaft im Dialog“ die Ergebnisse des ersten Jahres ihrer Arbeit, zusammengefügt zu einem vielschichtigen Erfahrungsraum.
AUSSTELLUNGSTEXT
Schon auf seiner zweiten Südamerika-Expedition 1802 bemerkte Alexander von Humboldt, wie sehr natürliche Wasserkreisläufe durch menschliche Aktivitäten beeinträchtigt sind. Das gilt umso mehr in flussnahen urbanen Ballungsräumen wie Wien. Gleichzeitig erzeugt die Überformung durch unterschiedlichste Eingriffe eine neue Landschaft, die oft nicht mehr von Naturlandschaften zu unterscheiden ist.
Der für das Projekt von Turk und Sengmüller interessanteste Teil dieses Gebietes ist die Donau zwischen dem Alberner Hafen und dem Ölhafen Lobau, dem am tiefsten gelegenen Punkt Wiens. Die Künstler bewegen sich von dort stromaufwärts bis zum Kraftwerk Freudenau und stromabwärts zum Nationalpark in der unteren Lobau.
Hier finden sie im Spannungsbereich zwischen Industriegebiet, Naherholungsgebiet und dem ökologisch sensiblen Nationalpark Donau-Auen eine Landschaft, die keine größeren Gegensätze auf kleinstem Raum beinhalten könnte.
Ökologisch lässt sich dieses Gebiet nicht klar abgrenzen, weil das Wassersystem südöstlich von Wien über das Grundwasser eng mit dem des Marchfelds verbunden ist und weil weite Abschnitte der Stadt auf ehemaligen Überschwemmungsgebieten der Donau errichtet wurden.
Spätestens seit der großen Donauregulierung ab 1870 wurden hier die Verwicklungen von Siedlungsflächen und Fluss ganz neu geordnet; mit der späteren Umgestaltung durch Überlastungsgerinne und Nationalpark könnte sogar von einem hochgradig extern geregelten Stoffwechsel gesprochen werden.
Bei ihrer Untersuchung durften die Künstler nicht von einer „ursprünglichen” Landschaft ausgehen, da der Fluss und der Siedlungsraum Wien schon immer von dynamischen Veränderungen gekennzeichnet waren; und auch der „unsichtbare Zwilling“, das Grundwasser, starken Schwankungen unterliegt.
Genau hier setzt ihre Forschungsaktivität an. Sie produziert eine Landschaftsabwicklung, die auf wissenschaftlichen Untersuchungen aufbaut und durch künstlerische Methoden zu einer analytisch vielschichtigen und kritisch gebrochenen Dar-stellung findet. Ihre Medienstrategien erzeugen ein mehrdimensionales, dynamisches Landschaftsbild und verweben diese Zusammenhänge zu einer dichten visuellen Erzählung.
Die sehr umfangreichen und spezialisierten Forschungsergebnisse verschiedener Disziplinen werden zu einem feingliedrigen „Hyperobject” transformiert, in dem Besucher:innen in verschiedene Wahrnehmungsräume und Wissens-gebiete eintauchen können.
So blickt das Projekt nicht nur auf die heutigen Oberflächen der landschaftlichen Abwicklung, sondern wandert entlang der Zeitachse in die Vergangenheit und mit Hilfe künstlerisch-wissenschaftlicher Methoden auch in die Zukunft.
PRESS
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TEXT Ortrun Veichtlbauer "Natur und Krieg"
LINK to Exhibition Interviews
Interviews
The exhibition project is supported by: