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19.06.- 02.07.2020
Stefan Oláh
Part of the exhibition series:
"Unter Vorbehalt"

(Please scroll down for German verion)

 

Stefan Oláh

ЗИЛ

 

The Austrian photographer Stefan Oláh has been working for years on exceptional architecture of the 20th century, including buildings by Karl Schwanzer and the Austrian post-war modernism of the 1950s and 70s.

 

His photographs of the Arbeiterkulturhaus (Workers' Cultural Centre) ZIL (ЗИЛ) in a Moscow suburb were taken last winter and were exhibited there this March as part of a collaborative project between Moscow cultural institutions and Vienna.

 

Originally, the Moscow Workers' Culture House ZIL was part of an architectural ensemble of the legendary Russian, later on Soviet, truck factory ZIL, which was founded in prerevolutionary times and produced cars and equipment until 2013. The photographs by Oláh are showing architecture that is naked and unembellished, interior and exterior views, that were taken in winterly soft light with an analogue large format camera. Oláh prefers to work as close to the object as possible, he does not use artificial lighting and does not need any retouching. In this way, the photos are highly authentic, without beeing overly auratic.

 

The multifunctional Workers' Culture House ZIL is a congenial building of the constructivistic Soviet Modernism and is the largest of its kind, while the workers' clubs of the 1920s were much smaller. Only a few are still in existing today, but have been adapted. The ZIL, in contrast, has been largely preserved in its original form and function. The huge complex, planned and built by the Vesnin brothers under Aleksander Vesnin in the 1930s, includes several lecture halls, a library, exhibition rooms and smaller studios, which today are used for example as dance or yoga studios and carry the charm of a faded era. The building captivates by generous dimensions and proportions, in which light, both metaphorically and in reality, plays an essential role. Avant-garde architecture was then prohibited.

Stefan Oláh captured the particular atmosphere that still exists in this place today in his static, yet calm photographs. With an eye and a feeling for the original details - such as a winding staircase to the (no longer publicly accessible) planetarium - they bring the historical dimension of this constructivist cultural building to life, without covering up the time leaps.

(Translation of the original German text by Patricia Grzonka)

-German Version-

Stefan Oláh

ЗИЛ

 

Der Wiener Fotograf Stefan Oláh beschäftigt sich seit Jahren mit herausragender Architektur des 20. Jahrhunderts, unter anderem mit den Bauten Karl Schwanzers und der österreichischen Nachkriegsmoderne der 1950er- und 70er-Jahre. 

 

Seine Aufnahmen des Arbeiterkulturhauses ZIL (ЗИЛ) in einem Moskauer Außenbezirk sind im Winter letzten Jahres entstanden und wurden diesen März im Rahmen eines Partnerprojektes zwischen Moskauer Kulturinstitutionen und Wien dort ausgestellt. Das Moskauer Arbeiterkulturhaus ZIL war ursprünglich Teil eines architektonischen Ensembles der legendären russisch, später sowjetischen Lastfahrzeugfabrik ZIL, die bereits in vorrevolutionärer Zeit gegründet wurde und bis 2013 Autos und Zubehör produzierte. Oláhs Fotografien zeigen eine nackte, unbeschönigte Architektur, Innen- und Außenansichten, die in winterlich weichem Licht mit einer analogen Großformatkamera aufgenommen wurden. Oláh arbeitet vorzugsweise möglichst nah am Objekt, er verwendet dabei keine künstlichen Lichtquellen und kommt auch ohne Retuschen  aus. So strahlen die Fotos einen hohen Authentizitätsgrad aus, ohne dabei ins allzu Auratische zu kippen.

 

Das multifunktionelle Arbeiterkulturhaus ZIL ist ein kongenialer Bau der konstruktivistischen Sowjetmoderne und ist das größte seiner Art, die Arbeiterklubs der 1920er-Jahre waren dabei wesentlich kleiner. Einige wenige stehen heute noch, sind jedoch adaptiert. Das ZIL hingegen ist in seiner ursprünglichen Form und Funktion zum Großteil erhalten geblieben. Der riesige Komplex, der von den Vesnin-Brüdern unter Aleksander Vesnin in den 1930er-Jahren geplant und errichtet wurde, umfasst mehrere Vortragssäle, eine Bibliothek, Ausstellungsräume sowie kleinere Studios, die heute zum Beispiel als Tanz- oder Yogasäle genutzt werden und den Charme einer verblassten Ära tragen. Das Gebäude beeindruckt durch seine großzügigen Dimensionen und Proportionen, bei dem Licht, metaphorisch und real umgesetzt, eine wesentliche Rolle spielt. So trägt das Deckensegment der Eingangshalle zum rückwärtigen Park hin eine Sonne im Strahlenkranz als Symbol für das neue Zeitalter der sozialistisch-kommunistischen Gesellschaft, das in der vorstalinistischen Ära noch gerechtfertigt schien. Avantgardearchitektur wurde danach unterbunden.

 

Stefan Oláh hat in statischen, ruhigen Aufnahmen die besondere Stimmung eingefangen, die heute noch an diesem Ort besteht. Mit Blick und Gespür für die originalen Details – wie beispielsweise einer Wendeltreppe zum (heute nicht mehr öffentlich zugänglichen) Planetarium – erwecken sie die historische Dimension dieses konstruktivistischen Kulturbaus, ohne die Zeitsprünge zu kaschieren.

Text: Patricia Grzonka

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