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Shrouded Furnace 3 Shrouded Furnace 3 2016 ceramic, engobe with glittering river sand, reduced firing 140 × 230 × 150 photo: Steffi Eckelmann photography

18.01 - 09.02.2019
Tuchofen-Projekt
Marie Filippa Janssen
Exhibition opening:
17.01.2019 at 6 p.m.

Marie Filippa Janssen richtete nach Abschluss ihres Studiums der Malerei (an der Universität für angewandte Kunst in Wien) ihr bildnerisches Interesse auf einen angewandten Bereich von Kunst, in welchem sie ihre bildhauerischen wie malerischen Intentionen verwirklichen und raumgreifend entfalten kann: Seit 2014 beschäftigt sich die junge Künstlerin intensiv mit der Konzeption und Umsetzung einer Neudefinition von Kachelöfen. Basierend auf dem traditionellen Handwerk und der herkömmlichen Technik entwickelte sie ihre so genannten Tuchöfen. Sie wurden 2016 in der Fondazione Arnaldo Pomodoro in Mailand, 2017 im Wiener MAK und 2018 im Rahmen der Loewe Craft Prize Finalisten Ausstellung im Londoner Design  Museum gezeigt.

 

Marie Filippa Janssens Tuchöfen tragen eine Formensprache der Imagination vor, ausgeprägt in ihrer jeweils individuellen Erscheinung, mit sinnlich schmeichelndem Schimmer und leisem symbolischem Auftritt werden sie auch bei künstlerischer Durchgestaltung durchaus ihrer häuslichen Funktion gerecht.

 

Mehr Skulptur denn Gebrauchsobjekt fordern die Tuchöfen von der Künstlerin neben dem plastischen und koloristischen Vermögen ein hohes praktisches und handwerkliches Geschick ein. Aufgewachsen mit dem Metier des Kachelofenbauens sind Marie Filippa Janssen das Material und dessen Handhabung durchaus geläufig und dadurch unwillkürlich stimulierender Ansporn zur belebten Neuerfindung des vertrauten Metiers.

 

Die leidenschaftliche Beschäftigung mit der hintergründigen Komplexität des Kachelofens, mit seiner kulturellen wie gesellschaftsbindenden Bedeutung und Geschichte, seinen Wendungen und Deutungen in überlieferten Legenden und Literatur, und die selbst erfahrene atmosphärische Wirkung sowie verhaltene unterschwellige Mystik des im Verborgenen aktivierten und Wärme ausstrahlenden Körpers haben sich zu einer verflochtenen Thematik verdichtet, die Marie Filippa Janssen anhaltend fasziniert. Als reichhaltige Substanz bietet sie der jungen Künstlerin stete Anregung zu experimentellen und kühnen Lösungen, sodass nach obsessiver Auseinandersetzung wundersame Schöpfungen entstehen, die Funktionalität und künstlerische Gestalt in sich vereinen, die sich wiederum im Zusammenspiel gegenseitig potenzieren.

 

Marie Filippa Janssens Präsentation in Harald Bichlers Rauminhalt will nicht nur einen Einblick in jenen vielschichtigen Kontext geben, aus welchem die Künstlerin ihre Tuchöfen entwickelt. Auch der Prozess von der ersten Idee über die flüchtige Skizze, die konkrete Vorzeichnung und das modellierte Modell bis zum realisierten Ofen wird an Werkstücken vermittelt. Notizen und Bücher mit Rezepturen zu Glasuren und anderen Materialien, Konstruktionszeichnungen und Grundrisse lassen den Werkprozess nachvollziehen. Eine Videoarbeit dokumentiert in poetischen Aufnahmen die Entstehung eines Ofens in der Kartause Mauerbach bei Wien. Zwei sehr unterschiedliche Tuchöfen posieren im Raum und weisen exemplarisch auf die Fülle der Diversität wie zugleich auf das Charakteristikum von Marie Filippa Janssens speziellem Oeuvre.

Margareta Sandhofer

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