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04.06.2002

Roland Rainer

"MÖBEL - EINFACH, KLAR UND LEICHT"

Als Architekt hat Professor Dr. Roland Rainer längst einen klangvollen Namen. Weniger bekannt indes sind seine Möbelentwürfe. "Ich habe bei Josef Frank über Sessel gehört," erinnert sich Roland Rainer, "Sessel ist ein Thema, über das ich schon 1934 geschrieben habe, nicht zuletzt darum, weil ein Sessel ein anspruchsvolles aber auch einfaches Thema ist, und fährt fort, "Ein Sessel ist gleichsam ein Teil des Körpers und nicht der Architektur, daher soll der Sessel keinen architektonischen Anspruch haben." Stattdessen herrscht Leichtigkeit und Transparenz, um damit letztlich eine ganz individuelle Verwendung zuzulassen.


Nachzuprüfen ist dies anhand der Ausstellungsstücke, denen Harald Bichler beharrlich auf der Spur blieb, um sie erstmals im Überblick in Österreich der Öffentlichkeit zu präsentieren. Neben den Originalen, einige davon aus dem Privatbesitz Roland Rainers und von der deutschen Möbelfirma Wilkhahn zur Verfügung gestellt, befinden sich auch die neuen, von eok (Eichinger oder Knechtl) wiederaufgelegten Rainer-Sessel in der Ausstellung, bestechend dabei die lackierten Varianten in Rot und Schwarz.

Diese Sessel sind, wie auch die anderen Entwürfe, ein beredtes Zeugnis dafür, dass das Ideal von Klarheit, Einfachheit und Zeitlosigkeit bei der Entwicklung immer maßgebend blieb. Die geschwungene Form der Sperrholzsitzschalen, wie man sie vom "Stadthallen-Stuhl" mit der typischen Lochung kennt, die Leichtigkeit und Transparenz der Konstruktion, das ist die - oft kopierte - Handschrift, wie sie auch andere Sitzmöbel Roland Rainers tragen.

Dass der Prophet im eigenen Lande wenig gilt, die Qualität dieser Möbelentwürfe dementsprechend erst sehr spät von der Öffentlichkeit erkannt wird, hätte manch anderen schon früh resignieren lassen. Nicht so Roland Rainer, der sich nach wie vor mit Vehemenz, Engagement und Weitsicht dafür einsetzt, dass die Balance von Funktion und Gestaltung gewahrt bleibt. Und er ergänzt: "Bei mir ist der Sessel nicht Architektur. Der Sessel ist die Erholung von der Strenge der Architektur durch die Hingabe an das, was das Leben verlangt."
Thomas Kahler

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