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02.01.2008

Daniel Spoerri

Konkrete Gartenstuhl-Poesie

Strotzender Stuhlgestrüpp Strauch
Struppig sich sträubendes Gestühl
Störriges Stuhlstück Gesträuch Daniel Spoerri 2008

Man kann sich bei Daniel Spoerri, der in der Kunstgeschichte des 20. Jahrhunderts eine singuläre Position einnimmt, einfach auf nichts verlassen. Ist man mal seine Fallen- und Eat Art Bilder gewohnt, dann kommt er mit Bronzeskulpturen, Filmen oder Objekten aus Brotteig daher. Oder auch mit Assemblagen von Alltagsgegenständen – wie derzeit bei seiner Installation in der Galerie Rauminhalt, wo er ausgediente Gartenstühle um vorgefundene skurille Pflanzen wuchern lässt.


In Spoerris bemerkenswerter Künstlervita, die – naturgemäß auch künstlerisch beeinflussende – Bekanntschaften und Freundschaften mit Jahrhundertgrößen wie Marcel Duchamp, Yves Klein, Arman, Jean Tinguely miteinschließen, gehen Dada und Fluxus, Konkrete Poesie und Ideen des Nouveau Realsime eine wunderbare, ja einzigartige Allianz ein.

Daniel Spoerris Installation bei Rauminhalt offenbart eines seiner Prinzipien, und zwar mit Vorgefundenem spielerisch neue Verbindungen zu schaffen. Um zwei bizarre, in der Galerie befindlichen Bleistiftbäume („Euphorbia“), die ohne Blätter zu poetischen Formationen wachsen, ließ Spoerri ausgediente, zum Teil rostige, mit der Patina des Lebens behaftete zusammenklappbare Gastgartenstühle wuchern. Die Stühle mutieren im Haufen zu etwas organisch Gewachsenem - wie eben der Baum unter ihnen. Es hat nicht den Anspruch auf Harmonie, sondern eher auf Widerspenstigkeit, es ist „störrig, struppig, sich sträubend“, wie es Daniel Spoerri so wunderbar in seiner dreizeiligen Charakteristik seiner Installation ausdrückt. Im größeren der beiden zusammengeschweißten Stuhlgestrüppe geben die Sitzflächen des Gestühls stärkere Zäsuren und Ebenen, im kleineren dominiert durch das Eliminieren der Sitze eine abstraktere, lineare Zeichnung.

Es ist gut so, dass man sich bei Daniel Spoerri auf nichts verlassen kann. Denn der Vielseitige, Unberechenbare, auch „Meister des Zufalls“ Genannte versteht es immer wieder, Gewohntes ungewöhnlich zu machen, den Blick zu verdrehen, neu zu justieren. Der Wiener Galerie-Raum hat er nun souverän wie augenzwinkernd neuen, frechen Inhalt geliefert.

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