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30.11.2018–12.01.2019
Bernahrd Hausegger
"Niemand will zu Hause bleiben"

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Bernhard Hausegger

Nobody wants to stay home (Niemand will zu Hause bleiben)

Bernhard Hausegger's work process happens with a sculptural wide angle; he collects objects that he encounters in his everyday environment. From these objects he arranges and composes sculptural structures, which he often provides with a substructure and which he likes to compare with the form of a poem.

The cute little horse of a rocking machine, whose traces of use derived from the hands of children and probably marks it as a beloved object, has been relieved of its original context. Now it starts to jump from a sled-shaped structure, whose pointed bow reminiscent of the dynamics of a racecar. This vehicle is reduced to rudimentary forms, just as the brisk animal was disposed of some body-parts, which might inhibit its forward-thrusting line. As a liberated creature, it lives its idiosyncratic drive. At the head it balances a screen, which nevertheless coquettishly corresponds only to its own sense.

Similarly, the figure of the swan, which was also torn from its original function. In Hausegger's work he seems to rock on the top of a cone, dreamily relieved of the harsh reality and immersed in his own world and his precarious beauty. With sovereign casualness he presented on his back like a decorative trophy a strange conglomerate. These newly invented creatures come from the world of commerce and entertainment. Artificial and industrial parts, such as unprocessed material from nature, are contradictory and at the same time complementary components of these peculiar figurations, which seem to belong to an intermediate world. Paintings are often symbolic potentiating companions of these sculptures. They are not attributable to any particular category but surf in a current and barely tangible condition such as the comic-like figure, which is not a comic, in the desert-like landscape, which is not a landscape.

Hausegger combines a world of diversity in his painterly and sculptural work. Their origins are often involuntary encounters, poetic moments.

Hausegger has woven and condensed associations from the art-historical, literary, cinematic, and self-experienced into a complex structure whose goal is not perfection, but rather the invitation to a multitude of thought sequences, undisturbed or rather freed from the perceptual habits of everyday life - just as it reflects the pictorial inventions and sculptures in their precariously shimmering variety. 

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Bernhard Hausegger

Niemand will zu Hause bleiben

 

Bernhard Hauseggers Arbeitsprozess geschieht mit einem bildhauerischen Weitwinkel; er sammelt Gegenstände und Objekte, die ihm in seinem alltäglichen Umfeld begegnen, arrangiert und komponiert aus ihnen skulpturale Gefüge, die er oftmals mit einem Unterbau versieht und deren Endresultat er gerne mit der Form eines Gedichts vergleicht.

Das niedliche Pferdchen eines Schaukelautomats, dessen Gebrauchsspuren, herführend von Kinderhänden, es wohl als ein geliebtes Objekt kennzeichnen, ist seinem ursprünglichen Kontext enthoben. Nun setzt es an zum Sprung aus einem schlittenförmigen Gebilde, dessen spitz zulaufender Bug die Dynamik eines Rennwagens in Erinnerung ruft. Dieses Gefährt ist auf rudimentäre Formen reduziert, so wie das flotte Tier einiger Körperteile, welche seine vorwärts preschende Linie hemmen könnten, entledigt ist. Als befreites Geschöpf lebt es seinen eigenwilligen Antrieb, am Köpfchen balanciert es einen Schirm, was gleichwohl kokett nur dem ihm eigenen Sinn entspricht.

Ähnlich die Figur des Schwans, auch er der dienenden Funktion eines Spielautomats entrissen. In Hauseggers Werk scheint er sich auf der Spitze eines Kegels zu wiegen, träumerisch der rauen Realität enthoben, versunken in seine eigene Welt wie in seine prekäre Schönheit. Mit souveräner Beiläufigkeit präsentierte er auf seinem Rücken gleich einer schmückenden Trophäe ein seltsames Konglomerat: einen aufragenden rohen Ast, worauf ein horizontaler Stab ruht, von dessen Enden jeweils kreisförmige Scheiben herabhängen.

Diese neu erfundenen Geschöpfe, kommend aus der Welt des Kommerzes, der Unterhaltungsgesellschaft, dieser entsprungen und entwischt, haben auf ihrem Weg wohl Federn gelassen, dafür einiges Treibgut angesammelt. Artifizielle und industrielle Teile wie unbearbeitetes Material aus der Natur sind widersprüchliche und zugleich sich ergänzende Komponenten der eigentümlichen Figurationen, die einer Zwischenwelt anzugehören scheinen.

Gemälde sind oftmals sinnbildlich potenzierende Begleiter der Skulpturen, keiner Kategorie der Malerei zuordenbar; surfend in momentaner und kaum greifbarer Verfasstheit wie die comicartige Figur, die kein Comic ist, in der wüstenähnlichen Landschaft, die keine Landschaft ist. Hauseggers Malerei ist gleichsam Bühne. Bühne als Heterotopie, als solche eigengesetzlicher Ort, Bühne für die Entfaltung von Hauseggers Arbeit und Bühne für die Entfaltung eigener Gedankengänge.

Hausegger inszeniert, er vereint in seinem malerischen wie skulpturalen Schauspiel eine Welt der Diversität. Ursprung sind oft unwillkürliche Begegnungen, poetische Momente, auf welche er auch in profaner Gegenständlichkeit trifft. In einem kumulativen Prozess verwebt er in seinem Werk Assoziationen aus dem Kunsthistorischen, Literarischen, Cineastischen, wie aus dem selbst Erlebten. Der Prozess geschieht intuitiv mit stetig kontrollierender Reflexion desselben. Abgeschlossenheit ist nicht das Ziel, sondern die Aufforderung zu einer Vielzahl an Gedankenfolgen, unbeeinträchtigt oder vielmehr befreit von der Wahrnehmungsgewohnheit des Alltags, so wie es die Bildfindungen und Skulpturen in ihrer Vielgestalt spiegeln.

Text: Margareta Sandhofer

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